Tanod Saibot
January 21– February 28, 2015

Location: Philipp Pflug Contemporary, Frankfurt am Main

Type: Solo Exhibition

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  • Dear Philipp,

    I am pleased to announce my first solo show „TANOD SAIBOT“ at your gallery in Frankfurt am Main running from January 20 through February 28, 2015. The exhibition features four paintings and fourteen digital prints on carpets.

    The immersive environments of my works create a trance-like poetics of pattern, rhythm and light that is at once highly artificial and simultaneously true to an existence increasingly moderated — and enjoyed — through technology. My interest lies not in the manipulation of pop iconography, but rather in the unnerving emotional effects generated by its obtrusive presence. Each of my works tells the story of an improbable encounter across borders, species, and states of being. There is a character of reticence to my paintings, but that is a character balanced by a sense of affirmation and spirit of openness that delights in ordering and reordering a small part of the world. I confront the various materials of my art in a dialectical manner. Through juxtaposing paintings, sculpture, artefacts and children’s playthings, I uncover alternative meanings inherent in the objects, while subverting traditional notions of display and hierarchy. However, I alter the perception and context of one’s surroundings by modifying the navigation of space, enhancing lighting, obstructing viewpoints, and highlighting certain architectural features.

    Consequently, the works playfully examine the very act of seeing. Interactions of unmodulated color produce grids and patterns that emerge and recede on the picture surface. The images shift between moments of recognition and fresh sensory material, engaging the process by which the visual system articulates information. This transformation of the simplest everyday objects by way of an elaborate procedure into apparently luxurious artifacts shows our understanding of materials, objects and ideas. 

    I was born in 1983 in Berlin and currently live and work in New York City.

    All the best,
    Tobias

  • Eine Giraffe liegt im Bett, ein Hase springt am Seil, eine Katze spielt Tennis – das sind einige der Motive, die Tobias Donat in No Title (Leisure activities), (2014) verwendet – Chromojet-Drucke von Comicfiguren aus Malheften für Kinder auf schwarzen Schmutzfangmatten. Im oberen Stockwerk bei PPC in Frankfurt sind diese collagenartig auf dem Boden arrangiert. Eine dieser Matten – die einzige, die ihrer Funktion treu bleibt – liegt an der Türschwelle zum Ausstellungsraum und wird so zum Prolog der Ausstellung.

    Prologe ermöglichen unterschiedliche Einstiege: Sie können Intentionen erläutern, aber auch die Handlung relativieren und das Publikum desillusionieren. Hier scheint die Aufgabe der Schutzmatte vor allem darin zu bestehen, die Aufmerksamkeit auf den Status der Malerei zu richten. Die Matten werden zu Bildoberflächen umwandelt. Obgleich handelsübliche und zudem noch billige Produkte, werden sie durch einen aufwendigen Bearbeitungsprozess – ähnlich wie beim Siebdruck wird vom Motiv eine einzige Kopie hergestellt – aufgewertet. Zudem führen sie Figuration ein, allerdings als Appropriation von leeren Umrissen. Sowohl Figuration als auch Produktion sind zwei historisch besetzte Topoi im malerischen Diskurs der Nachkriegszeit. Die Schutzmatten als Prolog zu eben diesem Diskurs auszulegen, ist als Strategie ebenso gewitzt wie klug gewählt, vor allem deswegen, weil der Diskurs stets aufgebraucht erscheint.

    Der Verweis überrascht nicht, da im Hauptraum der Galerie vier großformatige abstrakte Stoffbilder hängen (No Title I-IV (Mod. 404) (2014)). Ihre Farbschemata sind zwar unterschiedlich, aber die Bilder sind identisch strukturiert – sie alle bestehen aus breiten horizontalen Streifen mit je einem Kreis in der unteren Hälfte. Trotz der grellen Farben wirken die Oberflächen ausdruckslos. Dafür sorgt die industrielle Herkunft der Materialien und die Professionalität der Herstellung: Präzise von Schneidern aneinander genäht, lassen sich die robusten Polyesterstücke perfekt auf die Metallrahmen – ein Standardsystem der Firma Alustretch – spannen. Auch die Farbwahl scheint sich mehr an einem standardisieren Designkonzept zu orientieren als an einem persönlichen Geschmack oder anderen ästhetischen Attitüden. Dabei ist die Assoziation des Kreises mit einer untergehenden – oder, je nach Farbschema, aufgehenden – Sonne unvermeidbar, was hier nichts anderes als eine Parodie auf den Pathos der modernistischen Farbfeldmalerei ist.

    Donats Thema ist die Selbstreferentialität der Kunst – nicht allein in der modernistischen Malerei der Nachkriegszeit, sondern auch in der zeitgenössischen, hermetisch angelegten künstlerischen Produktion und ihrem Diskurs, die sich letztlich in endloser Austauschbarkeit verlieren. Seine Strategie ist es, den Bezug auf sich selbst auf verschiedene Ebenen zu entfalten und dabei einen Leerlauf zu simulieren. Dies ist bereits strukturell in der Ausstellung angelegt, die genau genommen aus zwei Elementen besteht, nämlich den Matten im Obergeschoss und den Stoffbildern im Untergeschoss – Donat sieht davon ab, ein bedeutungsschweres drittes Element aufzunehmen, das eine vermeintliche Dialektik auflösen würde. Im Pressetext zur Ausstellung führt er seine Auseinandersetzung mit dem Thema fort: Sämtliche Inhalte stammen aus einem anderen Text, den er in Textbausteine zerlegt und wie eine Collage neu zusammengesetzt hat und nun, unter Verschleierung der Herkunft, auf sich selbst bezieht. Und schließlich im Ausstellungstitel: Es ist der Name des Künstlers, rückwärts geschrieben. Dies ist nur konsequent, da die binäre Kodierung der Ausstellung ein inhaltliches Vakuum erzeugt.

    Eine solche Strategie zeichnete sich bereits in früheren Arbeiten des Künstlers ab, die industrielle Produktion und Subjektivität in der Abstraktion zu vereinen suchten, nur um im Leerlauf zu enden – wie die monatelang prominent im Frankfurter Bahnhofviertel am Balkon des Kunstraums Lampione installierten Ritterfahnen You know I know you know (2014) mit den aufgenähten Worten „True/False“ und „Real/Fake“. Dies gilt auch für die früher verwendeten Comic-Figuren, die Smiley-Prints in seiner ersten Einzelausstellung !“§$%&/() von 2012 und das handelsübliche Geschenkpapier, in diversen Farben auf PVC aufgezogen. Sie alle beanspruchen für sich universale Einsatzbarkeit – Emoticons können scheinbar gleichförmige Gefühle abstrakt darstellen, Geschenkpapier kann alles umhüllen. Darin steckt Humor, der uns nicht in den Eskapismus führt, sondern dazu, Oberfläche gelegentlich als oberflächlich zu identifizieren.

    Publiziert auf KubaParis.com

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